Montag, 31. Oktober 2016

verlegen

verlegen
schmerzt des
autors rücken ans
marketing verlorene schreibzeit ist
beschämend

Sonntag, 30. Oktober 2016

Statuen

Statuen

Die Eigenschaften drangen
Göttergleich und rein
In die Erde ein.
Sie waren wie gefangen.

Die Menschen zwischen ihnen
Blitzen wie verwischt
Bis ihr Licht erlischt,
Weil sie dem Zeitstrom dienen.

Sie sind nicht recht zu sehen
Die einen sind gebannt
Zu Stein erstarrt - von Hand.

Sie können nicht verstehen
Die andern sind galant
Noch bis zum Tod verspannt.

Samstag, 29. Oktober 2016

happy melancholia

happy melancholia

schon wieder am rand
weiß ich nicht, was das soll.
der traum sagt mir: spring
doch ich stehe und sehe
herunter. kein grund
für den schritt
für den tritt aus dem leben.
mein schatten fällt vor mich
ein licht muss es geben.
und ich drehe mich um
es zu fangen.

Freitag, 28. Oktober 2016

Furrytale

Furrytale

Babyblau gepuffte
Schulterpolster
Streifen grazil
Die schmalen Mauern des Verlieses.

Jede Zelle steht ihr
Auf, die Schlösser
Sind lange weg.
Und nackt betritt sie sein Versteck,

Hände schließen schwarzen
Pelz am Körper.
Mit einem Plug
Wird sie zum Panther umgedacht.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

wieder vereinigt

wieder vereinigt

wann?

ich bin der zeiger
der vor und zurück
tickt, die sekunde.
mein antrieb säuft ab.

ich bin der zeiger
dem ohne gesicht
stunde um stunde
die stimmung versagt.

ich bin der zeiger,
gesicht hinter glas,
zeitlos verbunden.
ich kann nicht zurück.

ich bin der zeiger.
im spiegel der uhr
zähle ich wunden
und vergesse kontakt

bis schweigen
meine sprache ist.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Schärfere Mittel

Schärfere Mittel

morgens halb 5
riecht es noch nicht
nach etwas
im fahrradabteil
vor dem zugklo.

hast du gepisst?
schließ mal die tür.
sonst setzts was
du lappen; kein bitte
für schwachsinn -- !

Dienstag, 25. Oktober 2016

Zurück ins Leben

Zurück ins Leben

wachkoma - piepen -
aufgerissene lider -
weltbild im kopf -
ermüdete glieder

flugzeugglas beugt
mein profil
beim aufschlag
der augen
auf beiden seiten
ich

komatraum
traumkoma

allmählich wird
ausschließlich
haut alltäglich

wachkoma - piepen -
ohrendruck - sausen -
urlaubstraum aus

Montag, 24. Oktober 2016

bildungsfernsehen

bildungsfernsehen
bildet bildungsfern
sehen bildungsferner. ferngebildetes
flimmert ungesehen und macht
bildungsfern

Sonntag, 23. Oktober 2016

Algorithmisches Leben

Algorithmisches Leben

Licht startet Leben, ein rhythmisches Flackern
Drängt durch das Nervensystem.
Laut, neue Welt; unbequem
Brüllst du: sofort heißt es Ackern.

Lernen beginnt und heißt Stürze verzeichnen,
Neustarten, noch eine Chance,
Endlose Schleife der Trance
Denkt jeder erst und vergisst dann zu speichern.

Mortalität wird Gedanken verfluchen,
Wenn sie den Code spät beschleicht
Dessen Algorithmus verheißt:

Hinfallen, aufstehen, wieder versuchen;
Macht letztlich höchst-routiniert,
Bis das Programm terminiert...

Samstag, 22. Oktober 2016

Jeden Tag verärgert

Jeden Tag verärgert

beim frühstücks
verkehr täglich

abgehetzt
die billige
handpumpe
angesetzt

am ventil
des zerjährten
rückrads

rückgrat
wär nötig
zur einmaligen
reparatur
die ewigen
ärger erspart

Freitag, 21. Oktober 2016

Pendelgang

Pendelgang

Jahrhundert alte Gleise
Sind mit Zeit geladen
Bewegungsenergien
Wandeln neue Wagen
Direkt in meine Waden.

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Das Gegenteil sein

Das Gegenteil sein

Ich glaube im Stillen
Vielleicht bin ich Christ
Und bete um seinen guten Willen
Vielleicht auch nicht

Gefällt dir mein Gedicht
Wenn es anders ist nicht?
Warum fragst du mich denn
Wenn ich nie davon sprach?

Die Erwartung zu brechen
Obliegt mir als freier Mensch.
Darum denke, ich sei das Gegenteil
Dessen, was du hören möchtest.

Und jetzt?

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Diplomatisch

Diplomatisch

Alles auf Band
Spulen wir ab
Wenn jemand sagt
Das war schlecht:

Automatisch.

Keine Kritik,
Ich war es nicht,
Hab keine Schuld:
Ungerecht!

Dienstag, 18. Oktober 2016

Fiktionale Grenzen

Fiktionale Grenzen

Alaska ließ die Aleuten
In einem Tag erstarren
Verkauft nach Westen, an die Guten.

Probleme des Kalenders wurden
Behoben. Sie haben einfach
Den Datumsstrich verschoben.

Montag, 17. Oktober 2016

Sonntag, 16. Oktober 2016

Genussüberreiz

Genussüberreiz

Wir Könige fressen täglich Tische leer,
In Wohnzimmern, gedeckt mit allerlei
Gerät, das sich mehrt, und fühlen uns dabei
Körperlich schwer und geistig wie niemand mehr.

Wir Könige bestimmen nichtmal über uns
Und sprechen im Selbstgespräch Recht
Mit fremden Worten, deren Knecht
Nicht mehr wählt ohne Wählergunst.

Wir Könige erliegen dem Exzess,
Weil Überfluss zwingt,
Was in uns dringt.

Wir Könige sind ohne Stress,
Weil alles schmeckt wie alles schmeckt.
Darin ist nichts versteckt.

Samstag, 15. Oktober 2016

Weggefegt

Weggefegt

morgens früh
abends spät
wird die Treppe
reingefegt

vom Pastor
vor der Kirche

manchmal wird
in der Nacht
auch ein Penner
weggemacht

vom Pastor
vor der Kirche

Freitag, 14. Oktober 2016

hektik

hektik

Herbstwind treibt uns heiter weiter
Zueinander
Und aneinander vorbei
Reiben unsre rauen Oberflächen.

Herbst verkleidet unsre Leiber
Uneinander
Und voneinander befreit
Gleiten wir, die Kronen, auf die Flächen.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Ganz schön eingespannt

Ganz schön eingespannt

geschorenes Bein
probiert am Laufband
im tagfremden Neon
beleuchtet

mattes Gerät
umstellt den Körper
mit stützenden Riemen
verspannt

mindestens 10
sehn analytisch
die humpelnden Stunden
des Fleisches

traurigen Blick
beachten sie gar nicht.
fixiert auf die Hüfte
im Testschaf

Mittwoch, 12. Oktober 2016

akzeptieren

akzeptieren

deine augen
meine augen
augenhöhe

gewährt gehört
gesprochen gefühlt
gleichgewicht
gefunden

Dienstag, 11. Oktober 2016

nur Statistik

nur Statistik

Erzählt nochmal von all den Indertoten
Beim Kalkutta-Beben von 1737.
Wir zählen fleißig aus der Distanz,
Die höflichst ist geboten.

Doch niemand, der zählt, ist betroffen:
Wir, die zählen, sind dafür verschlossen.
300.000 Seelen vergossen

Denn im Weitblick
Und im Rückblick
Und im Fernblick
Ist auch das nur Statistik.

Montag, 10. Oktober 2016

Sonntag, 9. Oktober 2016

Arbeitszwang

Arbeitszwang

Gebuchter Leib, egal was du empfindest,
Hochgestimmter Gleichmut ist gefordert,
Lächeln, Nicken, Liebesdienst geordert;
So spurt der Seelenlose, das Gesinde

Denn Lohn steht auf dem Spiel-Tisch wie versprochen
Fülle ich den Mund zum Degustieren,
Fühle mich den Abend wie auf Viere
Gezwungen und mein Geist ist längst gebrochen.

Nur Hohn wird Kundschaft für mich liegen lassen,
Meinen Körper zeig ich, angewinkelt
Beuge ich mich tiefer hin zum Trinkgeld.

Ich schlucke. Hass. Und lasse die Terrasse,
Dankesworte fassend, still beklagend,
Hinter mir. Das kann ich mich nicht wagen.

Samstag, 8. Oktober 2016

Im Guglhupf

Im Guglhupf

Schlagermenschen,
Frühstücksduft und Kuchen
Suchen die Blicke
Vom Dichtwerk abgelenkt
Das mitschweift und -schweift
Während es reift.

Freitag, 7. Oktober 2016

Notentriegelung

Notentriegelung

Hände an
den Triegel
und wiegen
und wiegen
Bis die Noten
deines Duftes
an den Kupfer-
Wänden liegen.

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Wie viele landet im Meer

Wie viele landet im Meer

Verpackungsmaterial aus
Gelbem Schlauchgummi
Schützt vor menschen
verachtender Umwelt auf
mittel(meer)mäßige Weise.

Müll und Menschen
Fühlen sich gleich an.

Beide sind Verpackung,
Verpackungsmaterial
Für anderes, das wir
Manchmal nicht mögen
Bevor wir es sehen.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

überreden

überreden

das ist besser
glaub ich nicht
das ist besser
das ist besser
das ist besser
meinetwegen...

Dienstag, 4. Oktober 2016

Testbild

Testbild

An den Geräten erwarteten wir
Unseren Zeitpunkt des Schlafes
Vom Sendeschluss gewiesen
Und heute wie jeden Tag

Gleich.

Dranzubleiben gab uns die Freiheit
Der 24 Stunden Programm
Auch wenn sich sein Inhalt
Genauso anfühlen kann.

Montag, 3. Oktober 2016

augenweide

augenweide
weide meine
augen schlaffes blümchen
warum hängt dein köpfchen
traurig

Sonntag, 2. Oktober 2016

Von einer Woche

Von einer Woche

Nummer tausend - am Montag erschienen
Und verfasst im Programm - ist nicht klein
Aber zeigt mit dem nächsten vereint:
Ich bin fähig, die Welt zu bedienen.

Monumente erzeugen, Momente
Seien Baustoff des ewigen Texts;
Der verdichtet Gedenken und wäscht
Aus dem Kopf die zu schlichten Geschenke.

Disziplin verdichtet die Schwärze
Zu dem goldenen Stolz auf mein Werk.
Doch zweitausend zu schreiben - ist's wert?
Diese Frage bewegt jetzt mein Herze.

Jeden Tag oder einmal: es braucht Energie;
Sie zu nutzen verschlingt aber gibt manchmal viel.

Samstag, 1. Oktober 2016

2000?

2000?

Hinter dem
Handy zur Hand
Auf dem Glastisch
Des Living-
Hotel-Zimmers
Scheint durch
Das Hoffenster
Gardinengebrochen
Die Frage hinein.