Dienstag, 7. Januar 2014

27.12.2006

Der Brief

Dort, vom Kerzenschein erleuchtet,
Malt ein Junge sein Gedicht,
Worte, deren Klang ihm fleuchet,
Wenn er sieht in ihr Gesicht.

Wolken thronen hoch am Himmel,
Finster wird ein jedes Feld;
Hast treibt ihn ins Schneegewimmel,
Auf dass sie den Brief erhält.

Stapfend wird der Weg bewältigt,
Niemand außer ihm ist fort
Von zuhause und beschäftigt
Sich mit dem verfassten Wort.

Fragen geistern wild von Ferne
Hinter seiner kalten Brust.
"Hat sie meine Worte gerne?"
Diese einzig ist bewusst,

Treibt ihn an und lässt erkennen
Nah den Lichterglanz der Stadt.
Müde bleibt ihm nichts als Rennen,
Weil der Turm geschlagen hat.

Dreimal pocht er an der Pforte
Mit dem Takt des Kirchgesang.
Schweigend blickt sie ohne Worte
Auf den Mann im Herzen bang.

Seine Verse liest sie sorgsam,
Fühlt in ihrem Bauch den Stich.
Als herbei der neue Tag kam,
Sprach sie leis': "Ich liebe dich."

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