Seit 2014 veröffentliche ich auf tagesgedichte täglich ein Gedicht, das ich selbst verfasst habe.
Donnerstag, 31. Juli 2014
Altbaucharme
Runzeln überziehen seine Haut,
Das lange Haar, ergraut,
Besetzt längst Rumpf und Arme.
Die sind einander angeschraubt.
Bleiche Farbe, füher war sie warm,
Belegt wie kranker Harm
Den ganzen alten Körper.
Er steht am Frühlingsbett wie lahm.
Mittwoch, 30. Juli 2014
Dienstag, 29. Juli 2014
Setzer
Verse, Verse, Verse
Was ich sehe wird gemacht.
Was ist die beste Form?
Sie gibt den besten Lack.
Durch Wörter raschelnd, ist
Der Inhalt schnell vergessen.
Mit Zwischenräumen bist
Du bestens ausgemessen.
Weil Leser lieber schauen,
Ist Wirkung da recht klein,
Wo Inhalt ist; und wichtig
Ist Paratext allein.
Montag, 28. Juli 2014
Sonntag, 27. Juli 2014
Triptäter
Triptäter
Die wachenden Wände des inneren Tempels zerfließen.
Wir drängen hinaus aus den schützenden Kammern der Wut,
Von Hitze gepeinigt verlassen uns unsere Namen,
Die sowieso länger schon keine Bedetutung erfahren,
Und treiben - ein Strom ohne Flussbett - der Brut
Die Werte des ihnen bekannten Erlebens heraus.
Ich träufle das Serum, Essenz meiner Blüte, auf weiße
Verrückte: es soll die Novellen des Seins in sie reißen,
Erzählen vom Echten, dem reinigen einigen Rausch.
Verkraterte Welt, wir belauschen das Spiel deiner Uhr,
Die tickend und singend den Rhythmus der Tänze begleitet.
Wir sehen den tiefroten Blick immer näher beschreiten.
Das Mittel ist stark, es verätzt die erwählte Natur!
Wir müssen das kochende Blut aus den Augen vergießen.
Samstag, 26. Juli 2014
Rekursion
In den Purpursaal
Durch das weiche
Tor gestoßen,
Das wie geschmiert
Zu beiden Seiten wich.
Musik war keine
In den klammen Hallen,
Der Tanz alleine fand
Am kurzen Halt Gefallen.
Dann lugte ich hinaus,
Vernahm den Klang
-
Und verweilte ein bisschen, um
seinem Abflauen zu lauschen
-
Bevor ich meinen Tanz begann
Und auf ihm
Trieb.
Freitag, 25. Juli 2014
Stilleben
Staubfrei blinkt das Interieur
Von geweißten Wänden heran
Als wären die Flächen
aus Augen gefertigt:
Hochglanzanzeige schmeckt wirklich.
So lang hat der frischalte Wein
Sein schützendes Glas nicht verlassen.
Alte Gaumen allein
Verstehn ihn, drum wird er
Selten gegossen.
Eine Ahnung von Säuselmusik
Hängt klassisch noch in der Tapete,
Unerfahrbar verschlossen in ihr.
Die Schuhe wagen sich hier
Nicht neben die abdrucklosen Stücke,
Exponiert hängt Seide
Als Tuch vor den Fenstern.
Und fängt das reine Licht ein.
Donnerstag, 24. Juli 2014
Premake
Sie werden es neu aufsetzen
Müssen wiedererfinden,
Was ich geschaffen habe
Und was ich ihnen gab.
Sie können ihm nur nacheifern
Dem universalen Uhrwerk
Von dem ich mich entledige.
Ich schicke es in die Welt hinein,
Dann sterb ich darin stetig
Und bin insgesamt verewigt.
Mittwoch, 23. Juli 2014
Sommermorgen
Nachtnebel bläut der nahen
Stadt das baldige Aus ihrer
Straßenbeleuchtung.
Die ferne ist weiß oder
Schwarz.
Brückengitter grünt den Fluss nur
Während der Überfahrt
Sind die Stäbe vereinigt.
Unhörbares Klicken löscht
Alle Lichter, es ist hell.
Dienstag, 22. Juli 2014
Interpret
Schlangenlinien verbeugen
Den Geist in die materielle
Welt von Zeichen erschaffen
Durch Wort-Geist-Wesen-Ver-
hältnis.
Jeder Vers und jeder
Reim sind voller wieder.
Jedes Bild ist weder
Noch mit oder nieder.
Montag, 21. Juli 2014
Sonntag, 20. Juli 2014
Tripgesteuert
Die externen Kräfte im Tempel sind stark diese Stunde.
Wir träufeln die Rosenbaumblätter auf unsere Haut.
Sie liegen nur kurz dort, bevor sie sich mit ihr verbinden
Und brennende Wege durch kaltenge Adern erfinden,
Bevor das Gefühl, dieses Wesen der Sicht, uns vertraut.
Wir stolpern wie untot vorbei an Gemälden der Zeit.
Das Ziel zieht uns an, was es ist, wird sich nicht offenbaren:
Wahrscheinlich der weise Himmelsgeruch von Gefahren.
Sie saugen an uns ohne Leben und rauben es weit.
Ich scheine im welligen Licht der geleckten Vernunft,
Die Kraft in mich pumpt, meinen kleidlosen Körper verstählert.
Die Türen sind offen für jene, die Wünsche beschmähen,
Gehalten. Der Tempel erkennt sie als Freunde der Zunft.
Sie steuern den Körper gerade mit kriegsferner Kunde.
Samstag, 19. Juli 2014
Konform
Was trieb mich auf der Straße
Flachen Boden?
Härte unter mir,
Die Luft drückt sommerklar.
Leute treten mich fort
Und fort, den Kiesel im
Flußbett.
Abrieb rundet mich,
Damit ich besser rolle.
Freitag, 18. Juli 2014
Verdacht
Verdacht
Ich trete auf gefälschte Lächeln,
Die im Straßenbett
Wie Schlaglöcher warten,
Mir zuzulachen wie die Echten,
Für die ich sie halte.
Ich grüße über Mittelmaße
Ohne Logenplatz
Die freudlosen Freunde.
Mit Gesichtern wie drahtverwahrlost
Eröffnen sie Sperren
Im Wimpernwald meiner Lider.
Donnerstag, 17. Juli 2014
Totaler Konsum VI
Auf dem Thron sitzend
Versuch ich,
Mich auszudrücken,
Mich auszuquetschen,
Aus mir zu
Pressen,
Was ich Stunde für Stunde
In mir aufnehme,
Wenn ich durch die Welt ziehe.
Schmerzen im Leib
Krümmen Finger um Knie,
Flecken als Preis
Meiner Mühe.
Bis der ganze Dreck,
Unkenntlich gleich
Vor und nach der Verdauung,
Aus mir schießt.
Mittwoch, 16. Juli 2014
Schere
Hier teilten sich
Rechts und Links.
Zuerst fand ich rechts
Am Ende eine Spitze,
Schnitt mich daran
Und erlag im eigenen Rot.
Aber ich
Ging nicht
Zurück.
Danach fand ich links
Am Wegrand eine Klinge,
Guter Dinge
Rutschte und verließ ich die Welt.
Und sie
Klappte
sich zu,
Vereint
Jetzt zwei
Stränge,
Möglich
Sind beide
Zugleich.
Dienstag, 15. Juli 2014
Analyst
Drei mal vier
Und reine Rhythmik.
Kein Gefühl
Löst dieser Strang
Aus dem geführten Klang.
Bilder hier
Sind wohl erkannte.
Kein Bedarf
Am Knüpfungsfeld
Mit der realen Welt.
Montag, 14. Juli 2014
Sonntag, 13. Juli 2014
Triptychon
Im Tempel des ewigen Anfangs liegt echtes Vergessen.
Wir trieben durch Straßen uns wenig bekannter Stadt,
Begleitet von Singen und Tanzen. Verdeckt von Belichtung,
Die auch die nicht ganz Fotogenen beschönt, und Verpflichtung,
Die neben gepflegter Chaotik kein fußgefasst hat.
Wir stießen durch Clubtüren, riesige Pforten der Nacht,
Gewährten dann Götzen der Zukunft den Einlass in Körper,
Die längst nicht mehr unsern Gehirnen gehörten und Wörter
Betanzten, musiklos verstimmt und gehörlos verkracht.
Wir liebten, nicht alle verlegen, das einige Bild
Vom Farbenverlauf über klare gemischte Figuren.
Aus flüssiger Rauschkraft entkamen gerade die Sturen,
Verfingen sich dann aber ineinander wie wild.
Wir klappen uns zu, aber bleiben für immer versessen.
Samstag, 12. Juli 2014
Kultur im Endstadium
Kultur im Endstadium
Modernen Steinbrüchen
Schlagen wir Herz und Glieder ab,
Die dann blutlos zu Boden rollen
Und von denen wir mit vollen
Händen schöpfen werden.
Der ganzen Körperschaft,
Tempeln von Reichtum, Hass und Trug
Untergraben wir Kellerräume
Zur Vernichtung alles alten
Glaubens und bauen darauf.
Freitag, 11. Juli 2014
Raumenergie
Knallgasprobe
Leuchtend hell
Zerschiebt die
Gesichter
Der Siechenden
Waren nicht alle
Lägrig und zäh
Bevor sie sich labten?
Rage verklärt
Dem einen den Hut,
Den er Stunden
Vorher absetzte
Und seither in der
Hand trägt.
Donnerstag, 10. Juli 2014
Entschuldige
Was hab ich
getan? Viel-
mehr: was nicht
Im fremden Bett, auf der Nach-Party-Couch
Den Flashbacks an vorher erlegen
Lächeln, Freude im Gesicht und Tanz
Hin und weg aber bist du, nicht eindeutig
in meinem Kopf ist das so konstruiert
Ich weiß nicht, ob du wartest,
bist du oder bist du nicht die Geduldige?
Soll was passieren oder nicht?
In jedem Fall:
...
Mittwoch, 9. Juli 2014
Dienstag, 8. Juli 2014
Langeweile
Nimm sie mit, das wird schon,
Wir wandeln sie im Flussstrom um
Und sie wird bald vergehn.
Herzversuche gehen
Zunächst ganz oft gefiltert schief,
Dann fallen sie ins Nass.
Montag, 7. Juli 2014
Sonntag, 6. Juli 2014
Bibliophil
Schrift zuckt aus der Feder auf Papier
Und zeigt symbolisch auf mein Innen.
Vor mir, nah bei meinen Sinnen,
Stehst du in meinem Nacken als Vampir,
Um gierig jedes Wort durch deine Haut
In deinen Körper einzusaugen.
Nase, Finger, Kopf und Augen
Sind regend-starr mit meinem Text vertraut.
Räkle dich, dann schreib ich deine Lust
Und meine auf alle leeren Seiten,
Bis kein Leben in mir bleibt.
Blicke lesen wie der Todeskuss
Den letzten Tropfen dem Gefäß entschlingelt,
Bis mein Gefühl sich auf dem Boden kringelt.
Samstag, 5. Juli 2014
Freitag, 4. Juli 2014
Gestirne
Sie gaben mir in einem Sack
Sonne, Mond und Sterne
Ich steckte meinen Kopf hinein
Und malte in die Ferne
Ein Gesicht aus ihnen.
Donnerstag, 3. Juli 2014
letztes Mal
am Bahnhof versprachst du
ich ruf dich an
dann hast du meine Nummer!
und ich bin sicher
dass du das meintest
und dachte geheim
na sicher...
du hast dich
versprochen
drei Jahre lang
Nichts
und in Sozialen Netzwerken
gibt es dich nicht
- Wie soll man so einen finden? -
Bis neulich.
Mittwoch, 2. Juli 2014
Gelegenheiten
Dann hab ich wohl keine Chance
Im Rahmen der Möglichkeiten
Ist ein schweres Gemälde gefasst
Auf das keine Person mehr passt
Neben dir bin ich bloß ein Wahn
Der mir in Kopf, Herz, Seele, Wanst
Alles Verpasste verpflanzt
Dienstag, 1. Juli 2014
Stammkneipe
Hier sitzen wir Nachpenetrierten
Vom Stadtverkehr gehirnverziert
Auf unseren Hockern und Bänken
Und lassen den wackeren Schenken der Spätschicht
Alle wollen kräftig in uns eindringen
Wie ich im Spiegel hinter der Theke.
Weil wir beide dieselbe Melodie summen,
Bekommt unser Hintergrund Kopfweh.